Starthilfe vor Ort: Alle lieben „HilDe“, die Nähwerkstatt aller Kulturen

In der „Nähwerkstatt aller Kulturen“ in Münster-Hiltrup arbeiten Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Mit seiner gleichnamigen Marke hat sich das Projekt „HilDe“ der Nachhaltigkeit verschrieben – einer sowohl ökologischen und ökonomischen, als auch sozialen und zwischenmenschlichen. Im eigenen Atelierladen ist es demnächst regelmäßig präsent.

Rucksäcke und Taschen, Kissen, Schlüsselbänder, Stofftiere und Kleidung für Babys. Am mit kunterbunten Textilien aus eigener Produktion geschmückten „HilDe“-Stand auf dem Hiltruper Frühlingsfest ist die Stimmung heiter.

Das liegt nicht nur am schönen Wetter. Menschen verweilen, stöbern und unterhalten sich mit dem Personal. Amüsieren sich über Cupcakes aus Stoff und greifen zu einem ihnen angebotenen Stück selbstgebackenem Kuchen. Passanten winken, grüßen. Hier kennt man sich. Und man kennt „HilDe“, die „Nähwerkstatt aller Kulturen“ und die dort Tätigen.

Nähwerkstatt Hilde in Hiltrup: Treffpunkt zum Erleben sozialer Gemeinschaft
Nähwerkstatt Hilde in Hiltrup: Treffpunkt zum Erleben sozialer Gemeinschaft

Nähen verbindet

„Sie sehen, wie groß der Kontakt zu Hiltruperin ist“, registriert „HilDe“-Mitglied Karin Honermann erfreut. Denn das ist für einige hier noch nicht allzu lange so. Geflüchtete aus verschiedenen Ländern haben über das Projekt Anschluss an die für sie neue Umgebung gefunden.

Für sie ist die Werkstatt, die wöchentlich im MSC-Welthaus der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu von Hiltrup stattfindet, zu einem vielfältigen Ort des Lernens und der Begegnung geworden, zu einem Treffpunkt, an dem sie soziale Gemeinschaft erleben und an ihr mitwirken.

Denn dort werden nicht nur Stoffe verbunden. „Wegen des Deutschunterrichts bin ich hingefahren“, erinnert sich eine junge Afghanin, der in der Flüchtlingsunterkunft zunehmend die Decke auf den Kopf fiel. Sie schwärmt von all den netten Kontakten, die sie seither knüpfte, sowohl zu Einheimischen wie zu ihren „HilDe“-Kolleginnen.

Und Nähen habe sie nun auch gelernt, während ihre Kinder sich in der Betreuung nebenan tummelten. „Die haben immer Spaß“, lacht sie und fügt hinzu: „Wenn meine Kinder zufrieden sind, bin ich es auch.“

Eingebunden ins Alltagsgeschehen

Mit einigen gespendeten Nähmaschinen startete das Projekt „HilDe“ 2015 auf das besondere Ziel hin, Neuankömmlingen „das Bleiben zu gestalten“. Gemeinsame produktive Tätigkeiten und Austausch sind dafür der Schlüssel. „Dieses Alltagsgeschehen – da sind sie eingebunden“, unterstreicht denn auch Karin Honermann die Bedeutung der regelmäßigen Treffen für die überwiegend weiblichen Teilnehmer.

Dort herrscht – bei durchaus unterschiedlichen Werten, Temperamenten oder Arbeitsweisen – ein gutes Miteinander, geleitet von individueller Wertschätzung, Freiwilligkeit und konstruktiven Umgangsformen. Der Zusammenhalt, den diese Gruppe entwickelt hat, ist spürbar.

"HilDe®" steht für "Hiltruper Design mit Herz"
„HilDe®“ steht für „Hiltruper Design mit Herz“

Nachhaltige Marke: „Hiltruper Design mit Herz“

Ein alle inspirierender, gemeinsamer Nenner ist die Arbeit an der eigenen Produktlinie, „HilDe®“, was für „Hiltruper Design mit Herz“ steht. Artikel mit diesem Label werden nachhaltig, weil mit ungenutzten Materialspenden oder durch Re- oder Upcycling produziert. Sie werden im Team gemeinsam entworfen, hergestellt, auf Märkten präsentiert und verkauft. Auch in einigen Hiltruper Geschäften und Institutionen sind sie erhältlich.

„Wir können nicht honorieren“, bedauert Karin Honermann im Hinblick auf die Nähenden. Doch die Anschaffung neuer Maschinen, auch für den Gebrauch zu Hause, oder Stoffgutscheine geben ihnen Anreize. Alle Einnahmen fließen zurück in das Projekt, das seit kurzem als Verein organisiert ist und der Eröffnung eines eigenen Atelierladens an der Hohen Geest 13 in Hiltrup entgegenfiebert.

Am 23. Juni eröffnet Hilde ein eigenes Ladenlokal
Am 23. Juni eröffnet Hilde an der Hohen Geest 13 ein eigenes Ladenlokal

Neuland Atelierladen

Mit diesem betreten alle Beteiligten nun hoch motiviert Neuland. Das wiederum ist für das kreative Netzwerk von „HilDe“ nicht ungewöhnlich: „Wir haben immer neue Herausforderungen gemeistert“, zeigt sich Karin Honermann optimistisch. Grund dazu besteht allemal: Die Zahl der Kooperationspartner und Unterstützer wächst, die Organisation der Werkstatt verläuft in geregelten Bahnen und auch betriebswirtschaftlich ist die Weiterführung des Zweckbetriebes abgeklopft.

Nicht nur der Vereinsvorsitzende Thorsten Neuhaus verfügt dazu über pädagogische Kompetenz, die die integrative Arbeit stützt. Die langfristige Vision, im Atelierladen kleine Arbeitsplätze zu schaffen, rückt ein wenig näher. Am 23.06. lässt sich das für alle offene Projekt dort gern in die Karten schauen.


Adressen und Termine

Nähwerkstatt im MSC-Welthaus der Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu von Hiltrup, Westfalenstr. 109, 48165 Münster
jew. Mi 16-18 Uhr
www.msc-hiltrup.de

Atelierladen HilDe, Hohe Geest 13, 48165 Münster
Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr 10-12 Uhr, Di und Do 16-18 Uhr
Tag der offenen Tür am 23.06. 11-17 Uhr
www.hiltruper-design.de

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