Entspannen, quatschen, trainieren: Zu Besuch beim Sportkurs „Fitness und Entspannung für geflüchtete Frauen“

Montagnachmittag. Halb fünf. Der Sommer ist in Münster angekommen. Das Thermometer zeigt deutlich über 25 Grad. An Sport ist nicht zu denken. Eigentlich. Die Teilnehmerinnen des Kurses “Fitness und Entspannung” für geflüchtete Frauen, lassen sich von den Temperaturen nicht abschrecken. In der Gymnastikhalle der Marienschule in der Nähe des Ludgerikreisels wird sich trotzdem zum Sport getroffen. Judith und Melanie leiten den Kurs. Sie wollen geflüchteten Frauen dabei helfen Kraft, Ausdauer und ihre Koordination zu verbessern – und gleichzeitig zu entspannen.

An diesem Montag sind in der kleinen Halle viele neue Gesichter dabei – die sollen kennengelernt werden, also: Vorstellungsrunde. Die fällt extrem lang aus; jede erzählt, was sie gerade so beschäftigt, wie sie nach Deutschland gekommen ist, und Zeit, sich über das Lieblingsessen auszutauschen, bleibt auch noch – es herrscht sofort ein freundschaftliches Verhältnis. Nach dem Kennenlernen werden aber die Yoga-Matten ausgepackt.

Bei extremer Hitze oder während des Ramadans nehmen die Trainerinnen Rücksicht auf die Frauen. Sonst darf aber ordentlich geschwitzt werden – oft auch mit externen Trainerinnen, die den Frauen die unterschiedlichsten Einblicke in fremde Sportarten geben. Der Kurs ist ein Angebot des Frauensportvereins Münster. Das langfristige Ziel ist es, die Frauen in die anderen Angebote des Vereins zu integrieren – so stand in den letzten Wochen zum Beispiel schon Karate auf dem Programm.

Nicht nur Vorturnerinnen

Die Trainerinnen Judith Appel und  Melanie Frischmuth sind nicht nur die “Vorturner”. Sie sind auch Ansprechpartner, wenn die Frauen ein anderes Angebot des Frauensportvereins wahrnehmen möchten “Unser Kurs dient quasi dem geschützten Ankommen und Schnuppern. Wenn die Frauen Lust auf mehr haben, können sie entweder gemeinsam mit uns oder auch alleine die anderen Kurse des FSV besuchen.”

Termine

18.06. / 25.06. / 02.07. / 09.07. jeweils um 16.30 Uhr
Gymnastikhalle der Marienschule, Hermannstr. 21

Links

Internetseite des Frauensportvereins Münster: www.fsv-muenster.de
Facebookseite: www.facebook.com/IowisMuenster

Judith Appel hatte schon lange Lust auf ein solches Projekt – ein entsprechendes Uni-Projekt ist aber gescheitert. Also sprach sie den FSV an, der tatsächlich schon dabei war ein solches Konzept auszuarbeiten. Dann ging alles ganz schnell. Zur Zeit läuft bereits der dritte Sportkurs für geflüchtete Frauen. Judith wird unterstützt durch Laura Verweyen, eine Trainerin vom FSV, die den Kurs für ihre Dissertation wissenschaftlich begleitet, und Melanie Frischmuth, die den Frauen Yoga-Übungen zeigt.

“Uns motiviert natürlich die gemeinsame Begeisterung für Sport und vor allem der interkulturelle Austausch mit den Frauen. Das gemeinsame Sporteln ist sowohl für die Trainerinnen als auch für die Teilnehmerinnen eine Bereicherung und bietet Raum, um zusammen in entspannter und geschützter Atmosphäre zu entspannen, zu quatschen, zu lachen und natürlich den Körper und Geist zu trainieren.”

Verstehen ohne viele Worte

Verständigungsprobleme gibt es kaum, was vor allem, an der guten Zusammenarbeit mit dem FSV liegt. “Wir versuchen das Training so zu gestalten, dass man auch ohne viele Worte verstehen kann, wie die Übungen funktionieren. Dazu hat Laura für die Trainerinnen das FSV einen Workshop angeboten. In dem haben wir gelernt, wie wichtig die Körpersprache der Trainerinnen ist und welche Übungen hilfreich sind, um die Kommunikation trotz sprachlicher Barrieren zu fördern. Manchmal kommt es auch vor, dass Teilnehmerinnen noch kein bzw. kaum deutsch sprechen – in solchen Fällen können jedoch meistens andere Teilnehmerinnen übersetzen oder zur Not geht’s auch mit Händen und Füßen”

Neben dem FSV wird das Projekt finanziell auch vom Frauenbüro Münster unterstützt. Demnächst steht aber auch eine materielle Spende von Sport-BHs und T-shirts an, sodass es den Frauen an nichts fehlt.

Das Angebot ist kostenlos. Pro Kurs haben ca. 15 Teilnehmerinnen Platz, daher sollte man sich frühzeitig anmelden. Oft können Frauen im Laufe des Kurses aber noch nachrücken. Sollte doch mal Jemand unangemeldet vorbeischauen, war das bisher aber noch nie ein Problem. Auf ihrer Facebookseite halten Melanie und Judith die Frauen über das Wichtigste auf dem Laufenden:

Der Kurs richtet sich vor allem an geflüchtete Frauen, aber auch Frauen mit Migrationshintergrund sind herzlich willkommen. Sogar für eine Kinderbetreuung ist gesorgt. Der aktuelle Kurs läuft noch bis zum 9. Juli.

Vorheriger Beitrag
„Auf den Weg machen und mutig sein“: Interview mit der Migrationsbeauftragten beim Jobcenter Münster
Nächster Beitrag
DRK-Gesundheitsfilme in 6 Sprachen: Videos erklären wichtige Gesundheitsfragen

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

18 + zwei =

Archiv